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Agiles Mindset - so gelingt die Transformation

Aktualisiert: 17. Sept.

Warum agiles Arbeiten eine Frage der Haltung ist


Von Design Thinking bis zu SCRUM und über Golden Circle hin zu Kanban. Die Reise durch die Welt der Agilität bietet viele interessante Stopps in Form von Tools oder Methoden. Aber um diese Reise überhaupt erfolgreich antreten zu können und damit Sie sich nicht auf halber Strecke verirren, braucht es zunächst etwas anderes: das Fundament agilen Arbeitens. Ein agiles Mindset. „Doing Agile“, also die konkrete Arbeit mit agilen Werkzeugen und Methoden, bringt Sie nur weiter, wenn Sie vorher das „Being Agile“ meistern und eine Haltung der Agilität aufbauen, die immer da ist, unabhängig davon, mit welcher Methode, welchem Projekt oder welcher Herausforderung Sie sich gerade befassen. Das Tool wechselt, das Mindset bleibt.


In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Sie ein agiles Mindset entwickeln, einsetzen, ausbauen:




Definition „Agiles Mindset“


Was genau ist ein agiles Mindset oder eine agile Haltung? Kurz gesagt versteht man darunter die Gesamtheit agiler Denkweisen, die eine Person in sich vereint. Das bleibt natürlich noch recht abstrakt. Um etwas tiefer einzusteigen, müssen wir einen Blick auf die agilen Werte werfen:


  • Commitment: Die Bereitschaft, sich einer Aufgabe, einem Ziel zu verpflichten.

  • Simplicity: Einfachheit vor Chaos. Statt sich mit vielen Aufgaben zugleich zu überfrachten, konzentrieren Sie sich immer auf die nächsten klaren und kleinen Schritte. 

  • Feedback: Feedback ist willkommen, wird eingefordert und angehört. 

  • Focus: Konzentration auf die nächste Aufgabe, die ansteht. 

  • Communication: Offene Kommunikation ist Teil der Lösungsfindung.

  • Courage: Der Mut, Neues auszuprobieren und gegebenenfalls auch mal zu scheitern.

  • Openness: Ohne Offenheit für Fehler, Veränderungen und Feedback ist kein agiles Mindset möglich.

  • Respect: Ein respektvoller Umgang miteinander sollte zu jedem Zeitpunkt selbstverständlich sein.


Diese Werte werden in agilen Teams verinnerlicht und gelebt, damit agile Methoden überhaupt funktionieren können. Mehr Informationen dazu finden Sie in diesem ausführlichen Artikel.


Wenn wir also von jemandem mit agilem Mindset reden, meinen wir damit eine Person, deren innere Programmierung an diesen Prinzipien ausgerichtet ist. Passend, denn genau für diese Branche wurde 2001 das agile Manifest entwickelt, in dem die Werte festgehalten wurden: Die Softwareentwicklung (oder auch Programmierung) ging damals nur schleppend und langsam voran und orientierte sich zu wenig an (oft wechselnden) Kundenbedürfnissen. Um dem entgegenzuwirken, haben Vorreiter des agilen Denkens einige Leitsätze definiert, an denen sich agil operierende Unternehmen noch heute orientieren.


Mehr zur Geschichte der Agilität erfahren Sie hier.


Agiles Mindset als Grundlage agilen Arbeitens
Agiles Mindset als Grundlage agilen Arbeitens

Die agile Zwiebel


Um die Wechselwirkung beziehungsweise das Verhältnis zwischen agiler Haltung und agilen Methoden zu veranschaulichen, hat Simon Powers die agile Zwiebel (original: „Agile Onion“) entwickelt. Die äußere Schale bilden, wie bei einer Zwiebel, die Komponenten, die von außen sofort sichtbar sind. In Bezug auf agiles Arbeiten also die Werkzeuge, die genutzt werden, um Projekte und Teams in ihrer Arbeit zu unterstützen, das sogenannte „Doing Agile“. Schale für Schale arbeitet man sich dann weiter zum Kern der Agilität vor. Dem, was weniger sichtbar, dafür aber umso kraftvoller ist. Sie ahnen es schon, die Rede ist vom Mindset, dem „Being Agile“. Dazwischen gliedern sich Werte und Prinzipien an. 


Mehr zur agilen Zwiebel erfahren Sie hier.


Die agile Zwiebel
Die agile Zwiebel (eigene Darstellung)

So entwickeln Sie ein agiles Mindset


Jetzt haben wir ausführlich beleuchtet, was ein agiles Mindset ist. Aber wie schaffen Sie es, diese Haltung einzunehmen, zu verinnerlichen und zu leben? Das ist nicht so trivial wie gern mal angenommen. Die Google-Suchanfragen zum Thema gehen zwar nach wie vor durch die Decke, aber eine schnelle Internet-Recherche wird hier nicht weiterhelfen. Denn ein Mindset kann nicht verordnet werden. Nicht einmal von uns selbst. Sie können nicht schlicht beschließen, dass sie ab sofort gerne wie folgt denken würden, und damit hat sich die Sache. Wenn es so einfach wäre, hätten wir, davon bin ich überzeugt, sehr viel mehr entspannte, glückliche und erfolgreiche Personen in unserer Mitte.


Noch einmal kurz zurück zu den Definitionen: Mindset wird oft mit Einstellung oder Haltung synonym gesetzt. Das ist eine sehr nach außen orientierte Beschreibung. Die Annahme: Menschen verhalten sich getreu eines Money, Health oder eben Agile Mindset, weil sie die dahinterliegenden Prinzipien und Werte gut finden. Innere Prozesse, also persönliche Erfahrungen, (Vor-)urteile, Erinnerungen und auch die Dinge, die wir von Kind auf erlernt haben, bleiben dabei außen vor. Sie sind aber genauso wichtig, ansonsten wären wir Menschen nämlich ... Computer. 


 
 

Das Growth Mindset Model von Carol Dweck


Haben wir also ein Problem? Wenn man sich sowieso nicht aktiv für ein bestimmtes Mindset entscheiden kann, wieso dann überhaupt darüber reden?

Weil ein Mindset, oder sagen wir lieber, die gesammelten Erfahrungen, die es definieren, sich natürlich schon ändern können. Es dauert nur. Wir müssen die Werte leben, um das Mindset zu erhalten, nicht umgekehrt.


Die US-Amerikanerin und Psychologieprofessorin Carol Dweck forschte zum Lernverhalten und der Motivation bei Kindern. Dabei interessierte sie sich vor allem dafür, was lernstarke von lernschwachen Kindern unterscheidet, und kam zu dem Ergebnis: Es ist das Mindset. In der Folge differenzierte sie zwischen zwei ganz grundsätzlichen Mindset-Prägungen: „growth“ und „fixed“. Während das Growth Mindset sich durch Lern- und Veränderungswillen auszeichnet, also auf persönliche Weiterentwicklung ausgelegt ist, glaubt das Fixed Mindset vor allem an Talente und scheut davor zurück, zu scheitern. Jemand mit Fixed Mindset geht im Kern davon aus, dass jede Fähigkeit angeboren ist und wird nur die Dinge weiterverfolgen, in denen er oder sie sowieso schon gut ist. Das Growth Mindset hingegen fokussiert nicht auf Talente, sondern auf Bemühungen, auf Durchhaltewillen.


Mit diesem Mindset ist man überzeugt, an Herausforderungen wachsen zu können und lässt sich auch von Rückschlägen nicht sofort vom Weg abbringen. Fehler werden als Chance für Wachstum angenommen. Na, kommt Ihnen das bekannt vor? Genau, das Growth Mindset ist im Kern wie das Agile Mindset. Ganz praktisch können Sie also auch an Ihrem agilen Mindset arbeiten, indem Sie versuchen, immer mehr Aspekte des Fixed Mindset aus Ihrem Alltag zu verbannen.


Aber Achtung: verfallen Sie nicht in Schwarz-Weiß-Denken. Kein Mensch denkt zu jedem Zeitpunkt agil oder besitzt nur Aspekte eines Fixed Mindset. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Klar ist dennoch, wer Scheitern als Chance begreift und sich durch Misserfolg nicht entmutigen lässt, der schafft auch den Weg zu echter Veränderung. Im eigenen Mindset genauso wie im Unternehmen.





Quick Tipps: von Fixed zu Agile Mindset


 

Werden Sie talentfrei

Talent ist etwas, das uns zurückhält. Entweder sind wir davon überzeugt, für eine bestimmte Sache keins zu haben und bringen deshalb nicht die Motivation auf, uns damit zu beschäftigen, oder wir nehmen an, dass für den eigenen oder fremden Erfolg nur Talent verantwortlich war. Damit negieren wir die harte Arbeit, die in etwas fließen muss, damit es gut wird. Wenn Sie also das nächste Mal mit Talent argumentieren wollen ... lassen Sie es.


Heben Sie den Prozess über das Ergebnis

Man könnte auch sagen „Trust the process“ oder „Der Weg ist das Ziel“. Die Vorstellung von einem definitiven, einem ultimativen Ziel, das wir erreichen können, ist zwar sehr verlockend, aber oft nur Fantasie. Eine Webseite, die neu gelauncht wurde, braucht trotzdem ständig Verbesserung, eine Beförderung, die erreicht wurde, zieht neue Aufgaben nach sich usw. Es geht immer weiter, weil das Leben immer weiter geht. Hören Sie also auf, sich nur auf bestimmte Ziele zu versteifen und denken Sie stattdessen auch lobend an die Mühe und Arbeit, die Sie auf dem Weg dahin investieren.


Gönnen Sie sich „noch“

Nein, da fehlt kein Satzteil. Es geht um das kleine, unscheinbare Wörtchen „noch“, das vieles verändert. Statt zu denken „Dieses Problem kann ich nicht lösen“, schieben Sie ein „noch“ dazwischen und gehen Sie wieder an die Arbeit. So wird aus einem endgültigen Urteil wieder ein Prozess.


Fazit: Arbeit, die sich lohnt


Ein agiles Mindset fußt auf hehren Werten und bietet viele offensichtliche Vorteile in unserer rasanten Welt. Leider lässt es sich nicht verordnen. Nicht von oben und auch nicht von uns selbst. Stattdessen bedarf es einer Neuorientierung und viel Übung, um von einem fixierten mehr und mehr zu einem agilen, einem dynamischen Mindset zu kommen. Und auch dafür gebe ich Ihnen den Rat mit auf den Weg: Gönnen Sie sich ein „noch“, vertrauen Sie dem Prozess und erlauben Sie sich, auch mal zu scheitern.



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