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Talent Development ist Führungsaufgabe

Wie Du mit der richtigen Leadership-Haltung den Fachkräftemangel von innen löst.



Teams sind das Herz jeder Organisation – aber nur entwickelte Teams sind das Fundament für die Zukunft. Trotz hoher Budgets für Weiterbildung und elaborierter HR-Programme bleibt die Talentförderung in vielen Unternehmen eine Baustelle. Oft liegt das Problem nicht an den Programmen selbst, sondern an einer fundamentalen Fehleinschätzung: Talent Development ist nicht primär eine HR-Aufgabe, sondern die zentrale Pflicht Deines Leadership.


Die Potenzialentfaltung Deiner Talente ist die wichtigste Investition in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. In diesem Beitrag beleuchte ich, warum Du als Führungskraft hier in der Pflicht stehst und welche psychologischen und kulturellen Rahmenbedingungen Du für effektive Mitarbeiterentwicklung schaffen musst.


In diesem Beitrag erfährst du:


Die psychologische Basis: Growth Mindset


Der wichtigste Hebel, den Du als Leader ziehen kannst, beginnt im Kopf – sowohl in Deinem eigenen als auch in dem Deiner Mitarbeitenden. Bevor wir über Programme oder Prozesse sprechen, müssen wir über die Haltung zur Veränderung sprechen. Die Psychologin Carol Dweck identifizierte hier zwei grundlegende Überzeugungen, die unsere Lernbereitschaft maßgeblich beeinflussen:


  • Das Fixed Mindset (starres Denken) geht davon aus, dass Fähigkeiten, Intelligenz und Talente unveränderbare Eigenschaften sind. Wer dieses Mindset hat, interpretiert Fehler als Beweis der eigenen Unfähigkeit und vermeidet daher Herausforderungen.

  • Im Gegensatz dazu steht das Growth Mindset (Wachstumsdenken), bei dem Menschen überzeugt sind, dass Fähigkeiten und Intelligenz durch Engagement, Anstrengung und neue Strategien entwickelt werden können.Hier sind Fehler nicht das Ende, sondern Lernkapital.


Deine Aufgabe als Leader ist es, dieses Growth Mindset aktiv zu kultivieren. Das gelingt nur, wenn Du Anstrengung, Ausdauer und Lernprozesse belohnst und würdigst, nicht nur die sofortigen Ergebnisse. Du musst Vorbild sein und zeigen, dass Wachstum der Normalzustand ist – denn nur in einem Team, das an seine eigene Entwicklungsfähigkeit glaubt, können Programme zur Potenzialentfaltung überhaupt greifen. Wer nicht glaubt, wachsen zu können, wird keine Chance zur Entwicklung nutzen.


„Before you are a leader, success is all about growing yourself. When you become a leader, success is all about growing others.” – Jack Welch


Talent Development: Die Krise der Karriereleiter

 

Wenn wir über Wachstum reden, müssen wir uns fragen: Wo findet es statt? In vielen traditionellen Organisationen dominiert noch die Vorstellung der Karriereleiter – die vertikale Bewegung, verbunden mit dem nächsthöheren Titel. Doch als moderne Führungskraft weißt Du: Diese eindimensionale Denkweise ist im heutigen, agilen Kontext nicht nur begrenzt, sondern oft schädlich. Sie erzeugt Flaschenhälse und begrenzt Wachstum, wenn die nächste Stufe auf der Leiter fehlt.


In einer Organisation, die auf Agilität, Selbstorganisation und Projektarbeit setzt, sind Titel und starre Hierarchien nachrangig. Hier wird Entwicklung neu definiert. Sie findet nicht durch den Sprung in die nächste Hierarchiestufe statt, sondern durch wachsende Projektverantwortung und horizontale Kompetenzerweiterung. Die wahre Entwicklung vollzieht sich in der Breite der Erfahrung und der Tiefe der Expertise.


Deine Aufgabe ist es, diese moderne Sichtweise zu etablieren: Wachstum bedeutet, nicht nur mehr zu verdienen, sondern mehr beizutragen. Zeige Deinen Talenten klare horizontale Entwicklungswege auf – etwa die Leitung eines komplexen, Cross-funktionalen Projekts, die Übernahme der Fachverantwortung für einen neuen Bereich oder die Rolle als Mentor. Diese Vielfalt der Entwicklungswege ist der Schlüssel zur Mitarbeiterbindung und zur Schaffung einer dynamischen, lernenden Organisation, die sich durch die Kompetenz ihrer Mitglieder skaliert.



Burnout Coaching
Talent Development ist Führungsaufgabe: Was bedeutet "Karriere" im agilen Zeitalter?

Der Rahmen für Wachstum: Psychologische Sicherheit und Fehlerkultur


Nachdem wir das Mindset für Wachstum geschaffen und die Definition von Entwicklung erweitert haben, brauchen wir das richtige Fundament, damit Deine Talente den Mut zur horizontalen oder vertikalen Entwicklung aufbringen. Entwicklung findet nicht in Trainings statt, sondern im Experimentieren und Ausprobieren – und das erfordert Sicherheit.


Der wichtigste Faktor in Hochleistungsteams, identifiziert durch die sogenannte Googles Aristoteles Studie, ist die Psychologische Sicherheit. Sie ist das geteilte Vertrauen, dass Teammitglieder Risiken eingehen, kritische Fragen stellen oder Fehler zugeben können, ohne Angst vor Bestrafung, Bloßstellung oder negativen Konsequenzen für die Karriere.

(Vgl. auch diesen Blogbeitrag: Google's High-Performing Teams)


Dieses Konzept wurde maßgeblich von der Harvard-Professorin Amy Edmondson entwickelt und erforscht. Edmondson beschreibt Psychologische Sicherheit nicht als nett sein oder Gemütlichkeit, sondern als ein Klima der interpersonalen Risikobereitschaft. Nur in einem solchen Umfeld sind Menschen bereit, das Verhalten zu zeigen, das für Lernen und Innovation notwendig ist – nämlich Fehler zuzugeben und aktiv um Hilfe zu bitten. Die Psychologische Sicherheit ist somit die kulturelle Voraussetzung, damit das zuvor etablierte Growth Mindset überhaupt in die Tat umgesetzt werden kann.


Hier bist Du als Leader direkt in der Pflicht:

  1. Fehlerkultur gestalten: Mache Fehler zur Norm, indem Du sie als wertvollen Input behandelst. Wenn Fehler passieren, muss Deine Reaktion nicht lauten: „Wer war schuld?“ sondern „Was können wir daraus lernen, um beim nächsten Mal besser zu sein?“ Das fördert das Growth Mindset auf Teamebene und sorgt dafür, dass aus Fehlern tatsächlich Lernkapital wird.

  2. Vulnerabilität vorleben: Zeige Dich als Leader verletzlich, gib eigene Fehler zu, wenn sie Dir unterlaufen, und bitte aktiv um Feedback. Das senkt die Hürde für Dein Team, es Dir gleichzutun, und schafft das notwendige Vertrauen für offene Kommunikation, die essenziell für echte Potenzialentfaltung ist.


„Culture eats strategy for breakfast.” – Peter Drucker

Die beste Talent Development Strategie ist wertlos, wenn die Unternehmenskultur kein sicheres Experimentierfeld bietet. Du bist der Architekt dieser Kultur und damit der Garant für Entwicklung.


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Die Führungsaufgabe: Raus aus der Comfort Zone


Entwicklung braucht Spannung. Sie findet dort statt, wo Dein Talent gefordert, aber nicht überfordert wird. Als Leader liegt Deine zentrale Aufgabe nun darin, Deine Mitarbeitenden gezielt in die Learning Zone zu begleiten, ohne die geschaffene Psychologische Sicherheit zu gefährden.


Das Comfort Zone Modell beschreibt diesen Prozess anschaulich:

  1. Comfort Zone: Aufgaben werden routiniert und fehlerfrei erledigt. Hier ist Sicherheit, aber kein Wachstum.

  2. Learning Zone (Wachstumszone): Hier liegen die Stretch-Assignments – die Projekte mit neuer, höherer Verantwortung. Deine Mitarbeitenden werden gefordert, müssen neue Fähigkeiten nutzen und Fehler machen, die sie durch das Fundament der Psychologischen Sicherheit im Team wagen können. Hier findet die tatsächliche Entwicklung statt.

  3. Panic Zone (Überforderungszone): Hier ist die Anforderung zu hoch, die Unterstützung fehlt und das führt zu Stress, Blockade und Rückzug, was das Growth Mindset zerstört.


Deine wichtigste Aufgabe ist es, die Balance zu finden. Du bist nicht derjenige, der die Aufgaben selbst erledigt, sondern der "Entwicklungspartner", der die Herausforderung (das Stretch-Assignment) stellt, den Raum (die Psychologische Sicherheit) sichert und den Lernprozess moderiert.


Das gelingt nicht mit einem jährlichen Gespräch, sondern durch einen monatlichen „Wachstums-Check-in“ (ca. 30 Minuten), der den Fokus verschiebt:


  1. Was hast Du im letzten Monat Neues gelernt oder ausprobiert? (Fokus auf den Lernprozess)

  2. Welche Challenge oder welches Projekt brauche ich Dir dafür im kommenden Monat zu geben? (Fokus auf die Bereitstellung des Lernraums)


Diese Routine verschiebt Deine Führungsarbeit vom "Verwalten" der Leistung hin zum "Gestalten" der Entwicklung.


Praxisbeispiele: Stretch Assignments in Unternehmen


Unternehmen nutzen gezielte Herausforderungen, um ihre Talente aus der Routine in die Learning Zone zu bringen. Hier einige Beispiele für typische Stretch Assignments:


  • Interne Projektleitung: Einem High-Potential die Verantwortung für ein neues, bereichsübergreifendes Projektgeben (z.B. Einführung einer neuen Software oder Prozessoptimierung), das außerhalb der Kernkompetenzen liegt.

  • "Reverse Mentoring": Jüngere Talente werden beauftragt, ein erfahrenes Mitglied der Geschäftsleitung oder einen Senior Manager im Bereich Agilität, Digitalisierung oder Social Media-Strategie zu coachen. Dies fördert horizontale Autorität.

  • Temporäre "Doppelrolle": Das Talent übernimmt für 3-6 Monate die Stellvertretung der Führungskraft oder eines Kollegen in einem anderen Team – inklusive Budget- und Personalverantwortung.

  • Task Forces für "Hot Topics": Bildung einer kleinen, interdisziplinären Task Force, die ein akutes, ungelöstes Problem des Unternehmens (z.B. Kundenabwanderung oder Nachhaltigkeitsbericht) in kurzer Zeit lösen muss.

  • Externe Hospitation/Job Rotation: Temporäre Arbeit in einer Niederlassung im Ausland oder in einem völlig anderen Geschäftsbereich der Organisation, um neue Perspektiven und systemisches Verständnis zu entwickeln.

  • Interne Consulting-Aufgaben: Das Talent wird als "interner Berater" für eine interne Abteilung abgestellt, die Hilfe bei einem strategischen oder strukturellen Problem benötigt.


Wichtig dabei: Alle diese Assignments müssen mit der Psychologischen Sicherheit flankiert werden – d.h., die Führungskraft muss als Coach und Puffer dienen, um das Talent nicht in die Panic Zone zu stoßen.



Fazit:


Talent Development ist kein Zusatzprogramm, sondern das Fundament Deiner Führungsarbeit. Es ist Deine Verantwortung, ein Growth Mindset zu kultivieren, die horizontale Entwicklung zu ermöglichen, psychologische Sicherheit zu garantieren und Deine Talente gezielt in die Learning Zone zu führen. Wer diesen Wandel zur Führungsaufgabe annimmt, wird nicht nur Top-Talente binden, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Organisation nachhaltig stärken.


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