Brauchen Unternehmen überhaupt noch Führungskräfte?
Agil und Führung – ist das nicht ein Widerspruch in sich? Es heißt doch, dass Agilität gleich Selbstorganisation ist, Hierarchien und Kontrolle der Vergangenheit angehören und alle Rollen auf Augenhöhe agieren. Ergo ist Führung obsolet, oder? Nicht ganz. Das klassische Führungsverständnis, das auf den oben genannten Aspekten fußt, ist mit einem agilen Team und Unternehmen natürlich nicht übereinzubekommen. Das ist aber auch nicht das Ziel.
Denn unsere dynamische Welt und die disruptiven Branchen in ihr brauchen eine neue Führung. Eine Führung, die Unternehmen wandelbar und Teams flexibel macht, die nicht nur auf agile Methoden wie Scrum und Design Thinking oder auf agile Tools wie Kanban oder Retros als relevante Instrumente setzt. Die Führungskultur in Organisationen muss neu gedacht werden. Welchen Führungsstil brauchen also agile Teams? Und was genau bedeutet es, agil zu führen?
Der folgende Beitrag möchte „Agile Führung“ grundlegend skizzieren, dabei mit einigen Mythen aufräumen und Wege aufzeigen, Führungskultur zu verändern.
Was ist agile Führung?
Die Idee, das agile Organisationen bzw. agile Teams keine Führungsrollen mehr brauchen, hält sich hartnäckig. Und sie ist ein Mythos. Agile Führung anders. Sie ist Führung im Sinne von Leadership: auf Augenhöhe Ziele vereinbaren, Mitarbeiter unterstützen und inspirieren. Und nicht Führung im Sinne von Management: Micro-Management, Zielvorgabe, Leistungskontrolle.
Führung wird in agilen Kontexten nicht mehr als Pyramide gelebt, in der oben gedacht und unten entschieden und ausgeführt wird. Diese Trennung von Denken und Handeln geht auf Frederick Taylor zurück.
Agile Führung bedeutet, stets daran zu arbeiten, dass das Unternehmen maximal schnell auf Veränderungen reagieren kann. Sie unterstützt Mitarbeiter dabei, gemeinsam Lösungen für Herausforderungen zu finden, und gibt dabei nicht den Weg vor, sondern schafft den Rahmen für das Team. Dies bedeutet einen Paradigmenwechsel der Führung, der nicht leichtfällt. Führungskräfte sind nicht mehr per se alleinige Entscheider oder für die beste Lösung verantwortlich. Ein „Ich habe auch noch keine Antwort auf diese Frage“ kostet manche Führungskräfte mehr Überwindung, als erst einmal einen möglichen Fehler zu diktieren.
Eine agile Führungskraft bringt also idealerweise eine große Neugierde für andere Wege, andere Vorgehensweisen und überhaupt alles, was neu ist, mit. Risikobereitschaft, Mut und Neugier ersetzen Macht, Autonomie und Prestige-Denken.