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KI und Führung: mitmachen oder ignorieren?

Das müssen Sie jetzt als Führungskraft über KI wissen!



Die Frage möchte ich jetzt schon kurz und knapp beantworten: mitmachen!


Und jetzt etwas ausführlicher: In den letzten Jahren hat die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz gefühlt einen Quantensprung gemacht. Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns mit dumpfen Chatbots herumgeschlagen haben, uns von Excel haben erzählen lassen, was ein Datum ist und was nicht, oder uns bei der Betrachtung des treu-doofen Staubsaugerroboters gedacht haben, dass wir von jedweder Form der Intelligenz hier wohl noch sehr weit entfernt sind (kleiner Spoiler: All diese Tools zählen nicht unbedingt als KI, aber mehr dazu gleich).


Mittlerweile sind wir in unserem Alltag von KI umgeben und das schließt natürlich auch unseren Arbeitsalltag mit ein, in besonderem Maße den der Manager und Führungskräfte. Denn neben der eher plumpen Frage, ob Sie ChatGPT nun für den E-Mail-Verkehr mit einem Kunden nutzen dürfen oder nicht, geht es bei Ihnen um viel weitreichendere Fragen: Verbessert KI die Effizienz des Unternehmens, schafft dafür aber die Menschlichkeit ab? Wie sieht es mit Datenschutz aus? Wie sichern Sie Arbeitsplätze, wenn der Computer die Dinge schneller – vielleicht sogar besser – kann? Und, nicht zuletzt, welche Fähigkeiten brauchen Sie persönlich, um künstliche Intelligenz in der Führung gewinnbringend und ethisch einzusetzen.


Einen Überblick erhalten Sie in diesem Blogbeitrag:




Nur kurz zum Einstieg: Was ist "KI"?


Nicht alles, was wie KI aussieht, ist auch wirklich KI. Der Unterschied liegt in der Lernfähigkeit. Künstliche Intelligenzen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus vorhandenen Daten lernen und Empfehlungen für die Zukunft geben können. Im Gegensatz dazu kann herkömmliche Software nur das liefern, was ihr einprogrammiert wurde. Genau da findet sich zum Beispiel auch der Staubsaugerroboter wieder, denn die meisten Modelle arbeiten mit dem Wenn-Dann-Prinzip. Wenn ein Hindernis auftaucht, dann weichen sie aus. Sie lernen aber nicht dazu und werden nächste Woche wieder nach genau dem gleichen Schema agieren.


Künstliche Intelligenzen selbst werden auch noch einmal unterteilt: in starke und schwache, wobei wir momentan ausschließliche schwache KI haben und von der Entwicklung einer starken noch recht weit entfernt sind. Schwache KI ist nicht kreativ und lernt methodisch aus Erkennungsmustern. Beispiele für schwache KI sind unter anderem:


  • ChatGPT

  • Gemini

  • Amazon Alexa

  • Siri

  • Midjourney

  • GoSpeech


Eine starke KI wäre demgegenüber in der Lage, Aufgabenstellungen selbst zu erkennen und zu lösen, auch mit Ansätzen, die sie vorher noch nie „gesehen“ hat.



Wie KI Führungskräfte unterstützen kann


Der Einsatz von KI als Führungskraft kann Sie, Ihre Mitarbeitenden und Ihr Unternehmen enorm voranbringen – und es ist auch nicht unbedingt etwas, dem mit Angst begegnet werden muss. Denn es gibt eine Fülle an Aufgaben, die Ihnen die digitalen Helfer bereits jetzt abnehmen können, damit Sie mehr Zeit auf die zwischenmenschliche Ebene, die Weiterentwicklung Ihres Teams, eben genau für Ihre Führungsaufgaben verwenden können:

                    

  1. KI zur Ideenfindung: KI-Systeme wie Sprachmodelle oder spezialisierte Kreativitäts-Tools können Ideen und Vorschläge zu bestimmten Themen oder Fragestellungen liefern. Durch die Analyse großer Datenmengen und vorhandener Inhalte können sie Inspiration bieten, indem sie unkonventionelle oder innovative Ansätze aufzeigen. Zudem können Sie personalisierte Empfehlungen (Geburtstagsgeschenke, Kochrezepte etc.) liefern. Bilderzeugungssysteme (z. B. DALL·E) können zur Entwicklung von Konzepten für Werbekampagnen, Design-Ideen oder sogar für kreative Schreibprojekte genutzt werden. Sie helfen dabei, erste Entwürfe zu erstellen, die dann weiter verfeinert werden können.


  2. KI als Entscheidungshilfe: Künstliche Intelligenz kann in kurzer Zeit riesige Datenmengen aus verschiedenen Quellen zusammentragen und auswerten. Als Führungskraft haben Sie damit die Gewissheit einer fundierten und möglichst vollständigen Datengrundlage, übersichtlich aufbereitet, auf deren Basis Sie wichtige und weitreichende Entscheidungen treffen können. Zu der moralischen Frage kommen wir gleich noch. 


  3. Leistungsbeurteilung und Weiterbildung: Eine Sache, bei der Führungskräften oft mangelnde Objektivität vorgeworfen wird, ist die Beurteilung von Mitarbeitenden. Hier hilft die, indem sie das Feedback von verschiedenen Stellen sammelt, gruppiert, analysiert und eine 360-Grad-Bewertung präsentationsreif erstellt. Auf der Grundlage kann sie auch direkt Schulungen und Fortbildungen recherchieren, empfehlen und individuelle Fortbildungspläne entwickeln, die die Schwächen und Stärken der jeweiligen Mitarbeiter in den Fokus nehmen.


  4. Automation: Im täglichen Doing verlieren Sie als Führungskraft vermutlich häufig Zeit an Punkten, die wenig mit Führung und alles mit Verwaltung zu tun haben: Besprechungen mit dem Team organisieren, Räume buchen, Urlaube freigeben, Belegschaft planen usw. Hier kann eine KI Ihnen viel Arbeit abnehmen, indem diese Aufgaben automatisiert übernommen werden. Zehn Kalender abzugleichen, ist für Sie eine nervtötende und langwierige Aufgabe, eine KI bewerkstelligt das in Millisekunden. Ebenso kann Sie vorausschauend feststellen, wann ein freier Tag eines Mitarbeiters mit einer heißen Projektphase kollidiert, usw.


  5. Recruiting: Wer passt in unser Unternehmen, die Abteilung, das Team? Und welche Fähigkeiten brauchen wir wann im Projekt? In der komplexen Welt, in der wir uns bewegen, kann es lange dauern, eine Antwort auf diese Fragen zu finden – und manchmal ist es dann auch noch die falsche und Löcher in der Personalplanung werden erst sichtbar, wenn sie bereits gerissen sind. Hier kann eine KI dabei unterstützen, ähnliche Team-Strukturen und Projekte zu analysieren und im Vorfeld Empfehlungen für benötigte Kompetenzen zu geben. Darüber hinaus analysiert die KI, ob diese Kompetenzen im Unternehmen vorhanden sind, ausgebaut werden müssen (inkl. entsprechendem Fortbildungsplan und/oder KI-gestütztem Coaching) oder ob es sich lohnt, auch bereits mit Blick auf künftige Projekte in der Datenbank, neue Mitarbeiter für diesen Bereich einzustellen. 

                

Führungskraft mit Team
Künstliche Intelligenz und Führung (KI generiertes Bild)

Fähigkeiten für den Umgang mit künstlicher Intelligenz


Künstliche Intelligenz wirft nicht alles über den Haufen, was bisher für die erfolgreiche Führung von Teams und Unternehmen wertvoll war. Ganz im Gegenteil: Es kommen zwar ein paar neue Aspekte hinzu, die bisherigen sogenannten "Future Skills" (zukunftsweisende Kompetenzen; siehe auch Blogbeitrag Coaching für die VUKA-Welt) gewinnen zeitgleich eher an Bedeutung:


Daten- und Medienkompetenz


Wie soll die KI meine Daten analysieren und interpretieren, wann kommt sie zum Einsatz und wo sind ihre Schwachstellen? Zu wissen, mit welcher KI man für welche Zwecke arbeitet, und auch wie man die Arbeit der KI überprüfen kann, ist unerlässlich. Denn ja, auch Künstliche Intelligenz macht Fehler. Und das Perfide daran: Meistens gibt sie es nicht zu. Wussten Sie zum Beispiel, dass ChatGPT nicht zählen kann? Das verrät die KI nur, wenn sie konkret danach gefragt wird. Bittet man sie stattdessen, die Anzahl einer bestimmten Wort- oder Zahlenkombination aus einem beliebigen Text zu extrahieren, wird sie – genau – einfach etwas erfinden. Die Fähigkeit, Ergebnisse kritisch zu hinterfragen, ist also auch und gerade in der Arbeit mit der KI essenziell.


Flexibilität und Agilität


Offen und flexibel an neue Situationen heranzugehen ist nicht erst seit dem KI-Boom eine Eigenschaft, die gute von großartigen Führungskräften unterscheidet. Wer ein Agiles Mindset entwickelt, dem wird auch der Umgang mit (neuen) KI-Tools einfacher fallen. Und, für Führungskräfte ebenfalls relevant, in Agilen Teams werden neue Arbeitsweisen vermutlich schneller umgesetzt und mit weniger Vorbehalten angenommen. Es geht vor allem darum, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die Offenheit für Neues und Innovation fördert. Dann werden die Einstiegshürden für Sie, Ihr Team und Ihr Unternehmen mit der Zeit immer geringer werden.


Ambiguitätskompetenz


Ambiguitätskompetenz ist die Fähigkeit, Unsicherheiten und Widersprüche in komplexen Situationen zu tolerieren und handlungsfähig zu bleiben. In der VUKA-Welt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) ist diese Kompetenz entscheidend, da sich Bedingungen ständig verändern und klare Antworten oft fehlen. Führungskräfte mit hoher Ambiguitätskompetenz können flexibel auf Unvorhergesehenes reagieren, innovative Lösungen finden und ihre Teams auch in unsicheren Zeiten stabil und fokussiert führen. Dies stärkt die Resilienz und Anpassungsfähigkeit von Organisationen in dynamischen Märkten. Im Kontext KI ist Ambiguitätskompetenz entscheidend, weil es stets abzuwägen gilt, wie KI mit menschlichen Bemühungen bzw. Kompetenzen kombiniert werden kann. Eine Musterlösung gibt es dafür jedoch leider nicht.


Change Management


Der Einsatz von KI kann zu massiven Veränderungen in der Arbeitswelt führen, da viele Aufgaben automatisiert werden. Dies schafft Unsicherheit bei den Mitarbeitern und erfordert von Führungskräften, die Belegschaft aktiv in den Wandel einzubeziehen, Umschulungen anzubieten und eine Kultur des lebenslangen Lernens zu fördern.

Führungskräfte müssen in der Lage sein, diese Veränderungen effektiv zu steuern und die Mitarbeiter durch den Wandel zu begleiten. Da Menschen jedoch nicht selten mit Ablehnung und Widerstand auf (ungewollte) Veränderungen reagieren, ist beim Umgang mit bzw. der Einfühung von KI im Unternehmen nicht nur Fingerspitzengefühl, sondern auch Change Management Kompetenz gefragt.


Trotz technologischer Fortschritte bleiben zwischenmenschliche Fähigkeiten entscheidend. Führungskräfte müssen in der Lage sein, Empathie zu zeigen und emotionale Intelligenz einzusetzen, um die Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf ihre Teams und das Arbeitsumfeld zu managen.


 

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Randnotiz: Herausforderungen beim Umgang mit KI


Der Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) bringt zahlreiche Chancen, aber auch einige Herausforderungen mit sich. Im Folgenden werden einige der zentralen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, aufgezeigt:


Ethische und moralische Grundsätze


Eine KI lernt aus Vorhandenem. Und so sehr wir uns wünschen, es wäre anders, was auch zum Vorhandenen zählt, sind Vorurteile, Unterrepräsentation, Ungleichgewichte. Das als KI-Bias bekannte Problem kann nicht nur Unternehmen schaden, die die KI einsetzen, sondern auch der Gesellschaft generell. Ein Beispiel: Historisch gibt es weniger spezifische Gesundheits- und Therapiedaten zu Frauen, also hat KI hier weniger Datenpunkte, aus denen sie lernen kann; Diagnosen werden ungenauer.

Auch beim Scannen von Lebensläufen oder automatisiert geschriebenen Stellenanzeigen können durch leicht andere Wortwahl Verzerrungen passieren, die zum Beispiel eher männliche als weibliche Kandidaten ansprechen. Hier sind Führungskräfte gefragt, sich sowohl bei den Ergebnissen einer KI-Analyse als auch bei der Auswahl der passenden KI mit ethischen und moralischen Grundsätzen zu befassen und die Ergebnisse immer kritisch zu beleuchten.


Datenschutz gewährleisten


Auch der Einsatz von KI unterliegt Vorschriften und Gesetzen. Gerade erst am 1. August 2024 ist die KI-Verordnung vom Europäischen Parlament verabschiedet worden. Darin wird unter anderem geregelt, welche KI ab 2025 in der EU noch eingesetzt werden darf. Darüber hinaus ist für die meisten Unternehmen vor allem die DSGVO relevant. Wenn personenbezogene Daten mit einer KI verarbeitet werden, sind die Vorschriften entsprechend zu beachten.


Technologische Komplexität


Künstliche Intelligenz ist eine hochkomplexe Technologie, die spezifisches Fachwissen erfordert. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, das nötige Know-how intern aufzubauen oder extern einzukaufen. Zudem müssen Führungskräfte sicherstellen, dass die Mitarbeiter die neuen Technologien verstehen und produktiv damit arbeiten können.

Viele KI-Systeme, insbesondere solche, die auf maschinellem Lernen basieren, arbeiten als „Black Box“, d. h. ihre Entscheidungsfindung ist für Menschen schwer nachvollziehbar. Dies erschwert die Erklärung von Entscheidungen gegenüber Stakeholdern und kann das Vertrauen in KI-Systeme untergraben. Die Herausforderung besteht darin, Systeme zu entwickeln, die transparenter und erklärbarer sind.


Insgesamt ist der Umgang mit KI ein komplexes Unterfangen, das sorgfältige Planung, technisches Fachwissen, ethische Reflexion und eine proaktive Herangehensweise erfordert, um die Herausforderungen erfolgreich zu meistern und gleichzeitig die Vorteile von KI zu nutzen.

 

Fazit: KI ist nicht mehr wegzudenken!


KI kann (und wird) den Führungsalltag verändern. Warum also nicht zum Positiven? Die Technik ist gegeben. Jetzt wird es vor allem wichtig, sich mit den begleitenden Fragestellungen auseinanderzusetzen und individuell zu entscheiden, wie die Transformation und Integration ohne größere Fallstricke klappen kann.

Als Beraterin, Trainerin und Coach begleite ich Sie und Ihr Team gerne auf dem Weg in diese Zukunft. In gemeinsamen Sessions erörtern wir Ängste und Bedenken und finden (agile) Lösungswege, die niemanden zurücklassen.


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