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KI im Coaching: Chancen, Grenzen und Zukunft

Wie künstliche Intelligenz die Coaching Praxis verändert.



Immer mehr Menschen wenden sich mit ihren beruflichen und persönlichen Fragen nicht mehr zuerst an einen Coach – sondern an die Künstliche Intelligenz. ChatGPT & Co. sind längst keine Spielerei mehr, sondern echte Reflexionspartner: Sie stellen Fragen, liefern Perspektiven und helfen, Gedanken zu sortieren.


Viele Coaches – auch ich – erleben: Die Zahl der klassischen Coaching-Anfragen nimmt ab. Klientinnen und Klienten sagen offen, dass sie ihre Themen „erst einmal mit KI durchdacht“ haben, bevor sie das Gespräch suchen.


Was bedeutet das für unsere Profession?Droht Coaching durch KI ersetzt zu werden – oder entsteht gerade eine neue Form der Unterstützung, die wir aktiv mitgestalten können?


In diesem Beitrag erfährst du:


Was Coaching leistet – und wo KI im Coaching an Grenzen stößt


Coaching ist weit mehr als ein Gespräch oder ein methodisches Verfahren. Im Kern ist Coaching ein bewusst gestalteter Reflexionsraum, in dem Menschen ihr Denken, Fühlen und Handeln erforschen, ihre Perspektiven erweitern und neue Optionen für ihr Verhalten entwickeln.


Psychologisch betrachtet basiert Coaching auf dem Prinzip des Erlebens und der Selbstreflexion. Der Coachee denkt nicht nur über sich nach, sondern erlebt im Dialog mit dem Coach Resonanz – und genau diese Resonanz macht Veränderung möglich. Der Neuropsychologe Joachim Bauer beschreibt dieses Phänomen als „soziale Resonanzschleife“: Wenn Menschen spüren, dass sie verstanden werden, verändert sich ihre innere Haltung und damit auch ihr Verhalten.


Carl Rogers, einer der Begründer der humanistischen Psychologie, sagte:„Wirkliche Veränderung geschieht erst, wenn jemand mich wirklich versteht.“

Das ist der Kern des Coachings – und auch der Punkt, an dem KI im Coaching an ihre Grenzen stößt. Ein Coach hört nicht nur zu, sondern nimmt wahr. Er achtet auf Zwischentöne, Körpersprache, Pausen, Emotionen. In diesen Zwischenräumen, in denen etwas Unscharfes, noch Unausgesprochenes auftaucht, beginnt Transformation.


Forschung zeigt, dass Coaching vor allem dort wirksam ist, wo Vertrauen und Beziehung entstehen. Eine Metastudie von Theeboom et al. (2014) konnte nachweisen, dass Coaching signifikant zur Zielerreichung, Selbstwirksamkeit und psychischen Gesundheit beiträgt – alles Faktoren, die auf echter Beziehung beruhen.


KI kann logische Schlüsse ziehen, aber sie spürt keine Ambivalenzen. Sie kann Fragen stellen, aber nicht die Spannung zwischen dem Gesagten und dem Gefühlten erfassen. Genau das unterscheidet sie vom menschlichen Coach.



Einsatz von KI im Coaching-Prozess – neue Möglichkeiten in der Praxis

 

Gleichzeitig ist unbestritten, dass KI im Coaching viele wertvolle Funktionen übernehmen kann. Wer sie sinnvoll einsetzt, wird feststellen, dass sie nicht das Gespräch ersetzt, sondern es vertieft.


In der Praxis nutzen Coaches KI im Coaching heute bereits auf mehreren Ebenen:


  • Vorbereitung:Ein Coachee, der sein Anliegen unscharf formuliert, kann mithilfe von KI Klarheit schaffen. Etwa durch Fragen wie: „Was beschäftigt dich aktuell in deiner Rolle als Führungskraft?“ oder „Welche Veränderung wünschst du dir in den nächsten sechs Monaten?“ KI hilft, Themen zu strukturieren und Ziele zu konkretisieren. Viele Coaches berichten, dass Klientinnen und Klienten dadurch mit klareren Anliegen ins Gespräch kommen.

  • Begleitung zwischen den Sitzungen:Zwischen zwei Coaching-Terminen kann KI als Reflexionspartner dienen. Sie kann Fragen stellen, Denkanstöße geben oder an vorherige Themen anknüpfen – zum Beispiel: „Was hat sich seit dem letzten Gespräch verändert?“ oder „Welche Überzeugung hat dich in dieser Situation geleitet?“ Diese Art von digitaler Begleitung fördert Selbstreflexion und Kontinuität im Entwicklungsprozess.

  • Nachbereitung und Dokumentation:KI kann Sitzungen zusammenfassen, Themen clustern oder aus Notizen mögliche Entwicklungsfelder ableiten. Auch Übungen – etwa zur Werteklärung oder zur Vorbereitung schwieriger Gespräche – können mit KI gemeinsam erstellt und anschließend im Coaching reflektiert werden.


Diese Beispiele zeigen: KI im Coaching kann kognitive Prozesse – also Denken, Strukturieren und Analysieren – hervorragend unterstützen. Aber die emotionale und relationale Dimension bleibt menschlich.


Eine aktuelle Studie der International Coaching Federation (ICF, 2024) zeigt: 83 Prozent der Coaches sehen in KI eine sinnvolle Unterstützung, jedoch nur 9 Prozent betrachten sie als Ersatz für persönliche Begleitung. Die Mehrheit plädiert für hybride Modelle – also die Kombination aus technischer Unterstützung und menschlicher Beziehung.


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KI im Coaching und die Zukunft der Coaching-Praxis


Ich bin überzeugt: Die Zukunft des Coachings liegt in einer hybriden Konstellation, in der menschliche Tiefe und digitale Intelligenz sich ergänzen. Immer mehr Coaches erkennen, dass KI nicht das Coaching verdrängt, sondern es in wichtigen Bereichen unterstützt und erweitert.


KI kann Routineaufgaben, Mustererkennung und Datenanalyse übernehmen – und damit Freiraum schaffen für das, was Coaching ausmacht: Beziehung, Empathie und Sinn. Besonders in großen Entwicklungsprogrammen oder skalierbaren Lernformaten bietet KI Chancen, Reflexionsprozesse zu begleiten, Lernpfade zu personalisieren und Fortschritte sichtbar zu machen.


KI kann Daten liefern, der Coach gibt Bedeutung.KI kann Fragen stellen, der Coach erkennt Relevanz. KI kann Worte spiegeln, der Coach spürt Emotionen. In diesem Zusammenspiel entsteht etwas Neues: KI übernimmt die analytische Ebene, der Coach bleibt verantwortlich für Beziehung, Ethik und Sinn. Der Coach der Zukunft nutzt KI, um die kognitiven Ressourcen zu erweitern – nicht um den menschlichen Kern zu ersetzen.


Kennst du schon mein Workbook Coaching?


Das Workbook Coaching (Free Version) behandelt in einer Mischung aus Theorie und Praxis grundlegende Themen des Coaching: zum Beispiel Was ist eigentlich Coaching? Wie gelingt Selbst-Coaching? Wie kann ich Persönlichkeit messen? Wie sorge ich für mehr Selbstwirksamkeit?


Das Rauen Coaching Portal betont, dass KI den Coaching-Markt „neu sortieren“ wird – nicht, weil sie Coaches ersetzt, sondern weil sie die Messlatte für Qualität höher legt. Der Mehrwert eines menschlichen Coaches liegt künftig noch stärker in Tiefe, Kontextverständnis und Haltung.


Auch Haufe hebt hervor, dass KI-basierte Tools Coaching-Elemente in den Arbeitsalltag

integrieren können: etwa durch Feedback-Analysen, Lernbedarfsdiagnosen oder microlearning-basierte Reflexionsimpulse. KI im Coaching wird so zum Enabler für selbstgesteuertes Lernen – ein Modell, das Führungskräfteentwicklung nachhaltiger macht.


Ein Forschungspapier (Augmenting Coaching with GenAI, 2025) zeigt zudem: Die Mehrheit der Coaches nutzt KI bereits für Recherche, Content-Erstellung oder Begleitung zwischen Sessions – doch die Beziehung bleibt zentral. KI liefert Informationen, aber keine Resonanz.


Für die Coaching-Praxis der Zukunft heißt das:


  • KI-Kompetenz wird zur Schlüsselqualifikation. Coaches müssen KI verstehen, um sie reflektiert einzusetzen.

  • Ethik und Haltung bleiben entscheidend. Es braucht klare Prinzipien für Datenschutz, Verantwortung und Authentizität.

  • Hybridität als Chance. Wenn KI das Kognitive übernimmt, bleibt mehr Raum für das Emotionale – für echte Begegnung.


Oder, wie der Neurowissenschaftler Antonio Damasio sagt:„Der Mensch ist nicht denkend trotz seiner Emotionen, sondern durch sie.“ In dieser Verbindung liegt die Zukunft: KI im Coaching als analytische Unterstützung – und der Mensch als Resonanzraum.


Fazit: KI im Coaching als Erweiterung, nicht als Ersatz


KI ist weder Heilsbringer noch Feindbild. Sie verändert, wie wir reflektieren, kommunizieren und lernen. Aber Coaching bleibt ein zutiefst menschlicher Prozess. Das zentrale Ziel bleibt unverändert: Menschen in ihrer Selbstreflexion und Selbstwirksamkeit zu stärken. KI kann diesen Weg begleiten – aber nicht gehen.


Deshalb lautet meine Einladung an Coaches: Lernen wir, mit KI zu arbeiten – nicht gegen sie. Nutzen wir sie als Spiegel, ohne unser Gegenüber aus dem Blick zu verlieren. Und bleiben wir bei dem, was uns unersetzlich macht: Empathie, Haltung und Menschlichkeit. Denn Coaching ohne Menschlichkeit ist Information, aber Coaching mit Menschlichkeit ist Transformation.


Kontaktiere mich jetzt für ein vertrauliches, unverbindliches Erstgespräch.

Oder buche dir hier dein erstes Coaching: https://www.sabine-hahn.com/coaching-buchen



Mehr zum Thema gibt's hier:






Zentrale Quellen:


  • Bandura, A. (1997). Self-Efficacy: The Exercise of Control.

  • Bauer, J. (2006). Warum ich fühle, was du fühlst.

  • Rogers, C. (1961). On Becoming a Person.

  • Theeboom, T., Beersma, B., & van Vianen, A. E. M. (2014). Does coaching work? A meta-analysis on the effects of coaching on individual level outcomes in an organizational context.

  • International Coaching Federation (ICF) Survey, 2024.

  • Damasio, A. (1999). The Feeling of What Happens.

  • Rauen, C. (2024). Coach werden im Zeitalter von KI.

  • Haufe Akademie (2024). KI als Coaching-Tool nutzen.

  • Augmenting Coaching with GenAI: Insights into Use, Effectiveness, and Future Potential (arXiv, 2025).

 
 
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