Mit Humor und Übertreibungen Blockaden lösen und Veränderungen anstossen.
Ich bin jetzt seit rund 10 Jahren als Coach tätig und es ist nicht immer nur schön. Manchmal stecke ich einfach fest, manchmal bewegt sich der Klient nicht oder er fordert zu viel. Und immer wieder gibt es Momente, in denen ich mir nicht sicher bin, wer hier eigentlich das Problem lösen soll und möchte - der Klient oder ich.
Im Zweifeln über mein Handwerk bin ich dann auf den provokative Ansatz bzw. provokatives Coaching gestossen. Konkret: auf das Deutsche Institut für Provokative Therapie und Dr. Noni Höfner und Dr. Charlotte Cordes. Und beim ersten Seminar hat es sofort "Klick" gemacht, ein bisschen wie Liebe auf den ersten Blick. Nur eben im Job.
Aber was genau ist eigentlich das provokative Coaching und müssen Sie jetzt Angst haben, wenn Sie überlegen bei mir einen Termin zu buchen?
In diesem Beitrag erfahren Sie, was provokatives Coaching ist, welche Vorteile es bietet und wie es Menschen bei Veränderungsprozessen unterstützen kann.
Herausforderungen und kritische Aspekte
Was ist provokatives Coaching?
Provokatives Coaching ist eine spezielle Methode im Coaching, die darauf abzielt, durch bewusst provokante und humorvolle Interventionen Veränderungen und Einsichten bei den Klient:innen hervorzurufen. Das provokative Coaching hat sich aus der der Provokativen Therapie von Frank Farrelly entwickelt und basiert auf dem Gedanken, dass Humor, Übertreibungen und unerwartete Fragen Menschen dazu bringen können, ihre Denkmuster zu durchbrechen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Der Begriff „provokativ“ wird im Sinne von „herauslocken, herausfordern“ verstanden und keinesfalls im Sinne von „verletzen“ oder „beleidigen“. Beim provokativen Arbeiten steigen die Beratenden in das Weltbild der Klient*innen ein, und zwar an den Stellen, an denen diese feststecken. Dort karikieren die Beratenden die Stolpersteine so lange bis die Klient*innen selbst darüber lachen können. Die Berater*innen lachen die Klient*innen nicht aus, sie lachen auch nichts weg, sondern sie amüsieren sich gemeinsam mit ihnen über deren Selbstschädigungen.
Traditionelle Coaching-Methoden konzentrieren sich häufig auf unterstützende und lösungsorientierte Techniken. Provokatives Coaching erweitert dieses Spektrum, indem es bewusst provokante Impulse setzt, um bestehende Annahmen und Komfortzonen zu hinterfragen. Dies eröffnet die Möglichkeit, Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen und neue Perspektiven zu entwickeln. Dabei ist es entscheidend, dass der Coach über ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und fachlicher Kompetenz verfügt, um die provokanten Interventionen zielführend und verantwortungsvoll einzusetzen.
Provokatives Coaching findet in unterschiedlichen Kontexten Anwendung – von der individuellen Persönlichkeitsentwicklung bis hin zur strategischen Beratung in Unternehmen. In der Praxis berichten viele Organisationen, dass diese Methode insbesondere in Veränderungsprozessen und bei der Entwicklung innovativer Lösungsansätze erfolgreich eingesetzt werden kann. Erfolgreiche Beispiele zeigen, dass der gezielte Einsatz von Provokation dabei helfen kann, eingefahrene Strukturen aufzubrechen und neue Denkimpulse zu setzen.
Grundlagen und Ursprung
Provokatives Coaching hat seine Wurzeln in der Überzeugung, dass Veränderung oft dann eintritt, wenn Klientinnen und Klienten mit unangenehmen, aber notwendigen Fragen konfrontiert werden. Anstatt ausschließlich auf Bestätigung und Unterstützung zu setzen, fordert der Coach seine Klientinnen und Klienten heraus, indem er bestehende Glaubenssätze kritisch hinterfragt. Dieser Ansatz entstand als Reaktion auf die Grenzen traditioneller Coaching-Methoden und hat sich insbesondere in Bereichen etabliert, in denen tiefgreifende Veränderungen erforderlich sind.
Frank Farrelly ist der Erfinder der Provokativen Therapie. Bereits in den 1960er Jahren fing er an, in einer psychiatrischen Klinik in den USA mit Klienten sehr erfolgreich provokativ zu arbeiten. Farrelly entdeckte diese Therapieform mehr oder weniger zufällig; es gelang ihm sehr häufig, so genannte hoffnungslose Fälle, aus geschlossenen Abteilungen heraus zu provozieren und ihnen wieder ein normales Leben zu ermöglichen.
Farrelly glaubte, dass Humor und Provokation eine Möglichkeit sind, starre Denkmuster zu unterbrechen und neue Perspektiven zu ermöglichen. Er stellte viele für unumstösslich gehaltene Therapieregeln auf den Kopf, machte das befreiende Lachen in der Therapie gesellschaftsfähig und zeigte, dass wirkungsvolle Therapie sowohl kurzweilig als auch kurz sein kann.
Dr. E. Noni Höfner und ihre Tochter Dr. Charlotte Cordes vom DIP (Deutsches Institut für Provokative Therapie) haben die Provokative Therapie in den letzten Jahrzehnten gemeinsam zum Provokativen Ansatz weiterentwickelt.

Methoden und Techniken
Die Grundidee des Provokativen Coachings ist es, Klient:innen aus ihrer Komfortzone herauszulocken. Beim provokativen Coaching werden bewusst unkonventionelle Ansätze verwendet, um Klient:innen dabei zu helfen, ihre Probleme auf eine humorvolle und spielerische Weise zu betrachten. Provokative Interventionen lassen sich problemlos in (fast) jede Beratungsform integrieren. Die wichtigsten Interventionen sind:
Provokative Fragen: Ein zentrales Element des provokativen Coachings ist das gezielte Stellen von Fragen, die den Denkprozess der Klientin oder des Klienten herausfordern. Diese Fragen zielen darauf ab, Selbstwahrnehmung und kritisches Denken anzuregen. So können beispielsweise festgefahrene Denkmuster identifiziert und hinterfragt werden.
Humor und Übertreibung: Es werden Humor und Übertreibungen gezielt eingesetzt, um die Klient:innen zum Lachen zu bringen und sie aus ihren gewohnten Denkmustern herauszulocken. Indem übertriebene Darstellungen verwendet werden, können Klient:innen erkennen, wie sie ihre eigenen Probleme oder Einschränkungen dramatisieren.
Herausforderung von Überzeugungen: Durch absichtlich provokante Aussagen oder Fragen werden Überzeugungen und Annahmen der Klienten hinterfragt. Dies kann dazu führen, dass Klient:innen ihre Denkmuster genauer betrachten und alternative Sichtweisen in Betracht ziehen.
Veränderung von Perspektiven: Durch das Einbringen unerwarteter Perspektiven, können Klient:innen dazu angeregt werden, ihre Probleme aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Dies kann zu überraschenden Erkenntnissen führen.
Positive Verstärkung: Es werden oft positive Verstärkungen, um die Stärken und Ressourcen der Klienten hervorzuheben verwendet. Dies kann dazu beitragen, das Selbstvertrauen und die Motivation der Klienten zu steigern.
Spiel und Kreativität: Provokatives Coaching beinhaltet oft spielerische Elemente und kreative Ansätze. Dies kann die Klient:innen ermutigen, ihre Probleme auf innovative und unkonventionelle Weise anzugehen.
Die Wirksamkeit provokativer Interventionen hängt maßgeblich vom Vertrauensverhältnis zwischen Coach und Klient ab. Ein erfahrener Coach achtet darauf, die Provokation so zu dosieren, dass sie zum Nachdenken anregt, ohne den Klienten zu überfordern. Die Kunst besteht darin, den richtigen Moment und Ton zu finden, um nachhaltige Veränderungsprozesse in Gang zu setzen.
Die Regeln des provokativen Coaching
Die Person des Coachees und die Beziehung zwischen Coach und Coachee sind stabil.
Der Coach mag und respektiert den Coachee.
Der Coach glaubt an dessen Fähigkeit, sich zu verändern und lässt Veränderungsspielräume.
Der Coachee kennt die wohlmeinende Haltung des Coaches, er sieht im Coach einen Freund, der ihm die Wahrheit sagen kann.
Der Coach ist ausreichend qualifiziert! Provokationen nehmen nur einen geringen Anteil im Coaching ein.
Der Coach hat eine klare Intuition für die Grenzen von Provokationen und verfügt über ausreichende Werkzeuge, um auf direktem Weg die Vertrauensbasis zu stabilisieren.
Der Coach ist qualifiziert und erfahren genug, um auch minimale Veränderungen und Reaktionen des Coachees wahrzunehmen und entsprechend mit ihnen umzugehen.
Der Coach hat Humor und lacht nicht über den Klienten, sondern mit ihm zusammen über verständliche, akzeptierte menschliche Schwächen.
Der Coach will nicht eigenen Emotionen ein Ventil verschaffen.
Der Coach löst unangenehme Gefühle zeitnah auf und kann mit diesen umgehen.
Herausforderungen und kritische Aspekte
Emotionale Reaktionen
Provokative Interventionen können starke emotionale Reaktionen hervorrufen. Es ist daher essenziell, dass der Coach in der Lage ist, diese Reaktionen zu erkennen, angemessen darauf zu reagieren und den Klienten in einem sicheren Rahmen zu begleiten.
Auswahl der geeigneten Klientinnen und Klienten
Nicht jede Person reagiert gleich auf provokative Impulse. In manchen Fällen kann der Ansatz kontraproduktiv wirken, wenn beispielsweise ein mangelndes Vertrauensverhältnis besteht oder die Klientin bzw. der Klient nicht bereit ist, sich auf einen solchen intensiven Prozess einzulassen. Eine sorgfältige Einschätzung der Ausgangssituation ist daher unabdingbar.
Notwendigkeit fachlicher Kompetenz
Die Anwendung provokativer Techniken erfordert ein hohes Maß an fachlicher und persönlicher Kompetenz. Der Coach muss nicht nur in der Lage sein, die richtigen Fragen zu stellen, sondern auch, auf eventuelle Krisensituationen professionell zu reagieren und den Coaching-Prozess verantwortungsvoll zu steuern.
Fazit: provokatives Coaching wirkt!
Provokatives Coaching stellt einen spannenden und wirksamen Ansatz dar, der sich vor allem durch seine Fähigkeit auszeichnet, tiefgreifende Veränderungsprozesse zu initiieren. Durch gezielte Provokationen werden Klientinnen und Klienten dazu angeregt, ihre bisherigen Denkmuster zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln. Trotz der zahlreichen Potenziale ist es unerlässlich, diesen Ansatz mit der nötigen Sensibilität und fachlichen Kompetenz anzuwenden, um die damit verbundenen Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
Seit Kurzem befinde ich mich in der Weiterbildung im provokativen Coaching und habe bereits mein Grundlagenseminar absolviert. Weitere Termine beim Deutschen Institut für Provoaktive Therapie folgen. Sprechen Sie mich gern darauf an, wenn Sie neugierig geworden sind.
Weiterführend: https://provokativ.com
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